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Pressemitteilung: Gesine Schwan zum Thema „Was heißt Integration?“

8. Juli 2012 - Berlin, 01.08.2012- Auf Einladung der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft stellte Frau Prof. Dr. Gesine Schwan die Frage „Was heißt Integration?“

Auf Einladung der STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft stellte die renommierte Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Gesine Schwan am gestrigen Montag, den 9. Juli 2012, im Rathaus Neukölln die Frage „Was heißt Integration?“ und präsentierte Antworten auf diese Frage. Anschließend bestand für das Publikum die Gelegenheit zur Diskussion. Frau Professor Schwan gewann das Publikum im Neuköllner Rathaus durch die anschauliche Präsentation zweier möglicher Szenarien, wie eine Gesellschaft das Thema Integration verstehen kann und welche Konsequenzen daraus resultieren. Im ersten Szenario, das weitestgehend dem derzeitigen deutschen Alltag entspreche, herrsche die Meinung vor, dass es eine (deutsche) Mehrheitsgesellschaft gäbe, die durch eine gemeinsame Geschichte, Sprache und Kultur verbunden sei und eine „Leitkultur“ herausgebildet habe, an die sich Zuwanderer anpassen und gravierende Abweichungen meiden müssten. Die einheitliche Mehrheitsgesellschaft sei jedoch ein Trugschluss: Denn auch innerhalb der deutschen Sprache gäbe es zwischen zwei Dialekten oder zwei sozialen Milieus zuweilen so starke sprachliche Unterschiede, dass sich auch zwei Deutsche manchmal nicht verstünden. Und die deutsche Geschichte dokumentiere reichlich kriegerische Auseinandersetzungen beispielsweise zwischen deutschen Protestanten und Katholiken, obgleich sie einer Nation angehörten. Einer Nation anzugehören, verbinde also nicht zwangsläufig. Zudem seien bei dieser Einstellung zur Integration Konflikte - insbesondere mit Zuwanderern ferner Länder - quasi vorprogrammiert. Ein weitaus erfolgsversprechenderes Szenario, das einer freiheitlichen Demokratie entspreche, sei die Einsicht, dass es keine Mehrheitsgesellschaft gebe und auch nicht gewünscht sei, sondern eine Vielfalt, die bereichert. Dabei seien Konflikte, die daraus resultieren mögen, in einer Demokratie notwendig und sogar förderlich. In diesem Szenario bedeutet Integration politische Teilhabe. Dabei sei es völlig normal, dass sich die Gesellschaft weiterentwickle und neue Menschen hinzukommen, so wie es auch beispielsweise auch nach der deutschen Wiedervereinigung der Fall gewesen sei. Bedingung für den Erfolg des zweiten Szenarios sei eine andauernde Kommunikation, ein Austausch zur Verständigung, der von Toleranz und Respekt geprägt sei. Entsprechend müsse auch unser Bildungssystem offen sein für ein Nebeneinander unterschiedlichster Talente, statt Leistungen untereinander zu bewerten und so eine Konkurrenzsituation zu schaffen, die manche Menschen erhöhe und andere abwerte. Gerade der Fachkräftemangel zeige, dass wir eine größere Differenzierung und Individualisierung benötigen. Prof. Dr. Gesine Schwan hat am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität promoviert, habilitiert und gelehrt. Sie ist auf Themen aus der Politische Psychologie und der Politischen Kultur spezialisiert. Zudem war sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina und Koordinatorin der Bundesregierung für die grenznahe und zivilgeschichtliche Zusammenarbeit mit Polen. Ob und wie Integration funktionieren kann, ist regelmäßig Thema der Veranstaltungsreihe „STADT UND LAND im gesellschaftlichen Dialog“, zu der das Wohnungsunternehmen STADT UND LAND gemeinsam mit dem Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky Wissenschaftler, Politiker und Diplomaten in das Rathaus Neukölln einlädt, um das Thema Integration aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten. Im letzten Jahr waren hierzu der Botschafter der Vereinigten Staaten sowie der Botschafter Kanadas zu Gast. Das Wohnungsunternehmen STADT UND LAND hat seinen Sitz in Neukölln – einem Bezirk, in dem Menschen aus rund 160 verschiedene Nationalitäten leben und Integration täglich gelebt wird.

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