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STADT UND LAND Museumswohnung - Ostalgie in Velours

Wollen Sie Wohnkultur einmal ganz anders erleben? Dann begeben Sie sich doch auf eine Zeitreise der besonderen Art. Besuchen Sie die letzte „Platte“ von Hellersdorf!

„Wenn ich ehrlich bin, geht es mir beim Verweilen so, als ob ich in meinem „alten“ Leben wühlte. Zu einer Zeit, als ich mich in solchen vier Wänden glücklich gefühlt habe wie Krösus…“ schrieb 2004 eine der ersten Besucherinnen in das noch jungfräuliche Gästebuch der neu eröffneten Museumswohnung.

Anlässlich der bevorstehenden Komplettsanierung des Grabenviertels mit rund 1.850 Wohnungen hatte sich die damalige Geschäftsführung der STADT UND LAND entschieden, ein Stück Baugeschichte und Wohnkultur der DDR zu bewahren.

In der Hellersdorfer Straße 179 - Parterre rechts - wurde die Zeit zurückgedreht. Eine 61 Quadratmeter große 3-Zimmer-Wohnung, 1986 fertiggestellt vom VEB Wohnungsbaukombinat Cottbus, wurde bis auf wenige Details in ihren Urzustand versetzt. Heizkörper, Tapeten, Fußbodenbelag, Türbeschläge, Fenster, Toilettenbecken, Lichtschalter, Schrankwand, Wohnzimmerlampe, Colormat-Fernseher... – ein kompletter Nachlass aus DDR-Produktion. Voll möbliert und ausgestattet von der Schreibmaschine bis zum Salzstreuer ist sie bis heute in ihrer Einmaligkeit ein Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt und für Film-, Musik- und Fotoproduktionen.

Das Zusammentragen der Wohnungsausstattung erwies sich damals als recht aufwändiges Unterfangen. Auch viele Mieterinnen und Mieter trugen mit Mobiliar, Bildern, Büchern, elektrischen Geräten, Geschirr sowie Bad- und Küchenutensilien zur authentischen Ausstattung der Museumswohnung bei. Zum Interieur gehört neben Alltagsgegenständen auch ein wenig Kunst. An der Wand des Wohnzimmers hängt der in der DDR meistverkaufte Kunstdruck: „Junges Paar am Strand“ von Walter Womacka.

Bereits ein Jahr nach Eröffnung, bei der auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit auf der grünen Velourscouch im Wohnzimmer Platz nahm, konnte die 1.000 Besucherin begrüßt werden: eine junge Frau aus Zehlendorf. Bis heute ist die Museumswohnung an den Sonntagen gut besucht. Auch viele Gruppen – von Radiohörern über Schulklassen und Unternehmerverbänden bis zu internationalen Delegationen - nutzen die Chance, auf eine Zeitreise zu gehen. Dass die Unterschiede in der Einrichtung zwischen Ost und West gar nicht so groß waren, ist dabei öfter zu hören. Ein Blick auf die erklärenden Tafeln zeigt allerdings, dass man für diese Wohnungseinrichtung lange arbeiten musste. Der beim RFT Staßfurt vom Band laufende Farbfernseher war seinerzeit 4.200 Mark teuer – ein kleines Vermögen angesichts eines durchschnittlichen Bruttogehaltes von 1.322 Mark (1989). Die Miete für diese 3-Zimmer-Wohnung, die einer Familie mit ein oder zwei Kindern Platz zum Wohnen und Leben bot, betrug dagegen nur 109 Mark im Monat.

42.000 dieser Wohnungen vom Typ WBS 70 wurden einst in Hellersdorf gebaut. Nur ca. 18 Stunden dauerte damals der Ausbau einer solchen Wohnung in Plattenbauweise. Die Museumswohnung ist die letzte „Platte“, die im Original erhalten ist.
 
Besucher werden seit vielen Jahren von Wolfgang Sawatzki begrüßt, einem früheren Mitarbeiter der STADT UND LAND. Er ist ein Hellersdorfer Urgestein und kann sachkundig Auskunft über Wohnen und Leben in der „Platte“ geben. Eines hört er von den Besucherinnen und Besuchern immer wieder: diese originalgetreue Wohnung muss unbedingt erhalten bleiben.

Auf einem Blick

Museumswohnung WBS 70
Hellersdorfer Str. 179
12627 Berlin

HUNDE MÜSSEN BITTE DRAUSSEN BLEIBEN.

Öffnungszeiten:
sonntags 14-16 Uhr (außer an Feiertagen, Heiligabend und Silvester)
Nach Absprache: 0151-16114447

Video: STADT UND LAND Museumswohnung
Video: STADT UND LAND Museumswohnung

Bildmaterial kann mit dem Copyright (c) STADT UND LAND verwendet werden. Um die Zusendung eines Belegexemplars wird gebeten. 

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